KI-Kompetenz wird für Unternehmen verpflichtend
Artikel 4 der KI-Verordnung: Was Unternehmen jetzt wissen müssen
Mit der Einführung des EU AI Acts stehen Anbieter und Betreiber von KI-Systemen vor neuen Verpflichtungen. Artikel 4 der Verordnung fordert sie auf, sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden und beauftragten Personen, die mit KI-Systemen arbeiten, über ausreichende KI-Kompetenz verfügen. Was bedeutet das konkret für Unternehmen, und wie können sie diese Anforderungen erfüllen?
Was ist KI-Kompetenz?
Laut Artikel 4 umfasst KI-Kompetenz nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein Verständnis für die Chancen und Risiken von KI-Systemen. Mitarbeitende sollen in der Lage sein, diese Systeme sachkundig zu nutzen und mögliche Schäden zu erkennen. Dies bedeutet beispielsweise, dass Entwickler die Algorithmen hinter den KI-Systemen verstehen sollten, während Nutzer in der Lage sein müssen, deren Ergebnisse zu interpretieren und kritisch zu hinterfragen.
Ein Beispiel: Ein Unternehmen, das ein KI-gestütztes Bewerbermanagement einsetzt, muss sicherstellen, dass HR-Mitarbeitende nicht nur wissen, wie das System bedient wird, sondern auch verstehen, wie Algorithmen Entscheidungen treffen, um mögliche Diskriminierung zu vermeiden.
Verpflichtungen für Unternehmen
Um die Vorgaben des Artikels 4 zu erfüllen, sind Unternehmen in der Pflicht, proaktive Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören:
- Schulungen und Weiterbildungen: Regelmäßige Trainingsprogramme, die auf die spezifischen Anforderungen der Mitarbeitenden abgestimmt sind.
- Technisches Verständnis sicherstellen: Entwicklerteams müssen die Architektur und Funktionsweise der KI-Systeme umfassend verstehen.
- Einhaltung der Vorschriften: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Prozesse und Systeme vollständig mit den Vorgaben des EU AI Acts übereinstimmen.
Individuelle Faktoren berücksichtigen
Die Beurteilung der KI-Kompetenz hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Erfahrung und Ausbildung der Mitarbeitenden sowie dem Kontext des KI-Einsatzes. Beispielsweise erfordert der Einsatz von KI in der Medizin eine andere Expertise als in der Kundenbetreuung.
Bedeutung für Anbieter und Betreiber
Die Verpflichtungen gelten unabhängig davon, ob Unternehmen KI-Systeme selbst entwickeln oder lediglich einsetzen. Anbieter sind für die Entwicklung verantwortlich, während Betreiber fremdentwickelte Systeme unter eigener Verantwortung nutzen. Beide Rollen erfordern ein hohes Maß an Verantwortung und Know-how.
Zeitlicher Rahmen
Der EU AI Act wurde am 21. Mai 2024 vom Europäischen Rat verabschiedet und tritt voraussichtlich im Juni 2024 in Kraft. Nach einer Übergangszeit von 24 Monaten müssen Unternehmen spätestens ab Juni 2026 die Anforderungen vollständig umsetzen.
Fazit
Artikel 4 der KI-Verordnung stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch die Chance, ihre Kompetenzen im Umgang mit KI zu stärken. Frühzeitig Schulungen zu starten und Prozesse anzupassen, ist der Schlüssel, um sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. Unternehmen, die sich jetzt aktiv mit den Vorgaben auseinandersetzen, profitieren langfristig durch mehr Effizienz und Vertrauen in den Einsatz von KI.
Tipp: Beginnen Sie frühzeitig mit der Analyse Ihrer aktuellen Kompetenzen und entwickeln Sie einen Schulungsplan, um den Anforderungen des EU AI Acts gerecht zu werden.
Relevante Fragen
Kernkompetenzen 1. Grundverständnis von KI: Solides Basiswissen über Technologien und Funktionsweisen von KI. 2. Sachkundige Nutzung: Fähigkeit, KI-Systeme kompetent und zweckmäßig einzusetzen. 3. Bewusstsein für Chancen und Risiken: Verständnis der Möglichkeiten sowie potenzieller Gefahren und Einschränkungen. 4. Kritisches Denken: Fähigkeit, KI-generierte Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und zu bewerten. 5. Praktische Anwendungskompetenz: Umsetzung theoretischer Kenntnisse in die Praxis.
Erweiterte Anforderungen
- Kenntnis rechtlicher Rahmenbedingungen: Verständnis der gesetzlichen Vorgaben der KI-Verordnung und deren Auswirkungen. 7. Prozessoptimierung: Gestaltung effizienter Arbeitsprozesse, in die KI-Systeme integriert werden. 8. Datenkompetenz: Umgang mit Daten, inklusive Nutzung, Beurteilung und Sicherung. 9. Kommunikative Fähigkeiten: Fähigkeit, KI-bezogene Themen und Ergebnisse verständlich zu vermitteln. 10. Ethisches Bewusstsein: Berücksichtigung ethischer Werte bei der Gestaltung und Nutzung von KI-Systemen.
Anpassung an Position und Verantwortungsbereich
Der Umfang und die Tiefe der Kompetenzen variieren je nach Position und Verantwortungsbereich. Unternehmen sind verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Mitarbeitenden die erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln.
Fazit: Der EU AI Act fordert nicht nur technisches Wissen, sondern auch ethisches und rechtliches Bewusstsein. Unternehmen sollten gezielt in Schulungen und Weiterbildungen investieren, um die Anforderungen zu erfüllen.